"Widerstehen": Zum Monatsspruch Juli 2024

"Widerstehen": Zum Monatsspruch Juli 2024

"Widerstehen": Zum Monatsspruch Juli 2024

# Monatsspruch

"Widerstehen": Zum Monatsspruch Juli 2024

Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.
(2. Mose 23,2)

Ich schreibe diese Andacht nach den Eindrücken des verlängerten Wochenendes zu Christi Himmelfahrt: Wir waren mit einer Gruppe von 25 Personen (viele ”aus Paulus” und den benachbarten Gemeinden) auf der alljährlich stattfindenden Gedenkstättenfahrt. Wir besuchten die Stadt Łódz in Polen. 

Hier existierte in den Jahren von 1939 bis 1944 das zweitgrößte jüdische Ghetto. Über 200.000 Juden lebten in Łódz vor der Naziherrschaft. Am Ende überlebten von ihnen ca. 700. Viele starben unter den prekären Bedingungen im Ghetto. 150.000 wurden im Vernichtungslager von Chelmno ermordet. 

Im Hinblick auf den Monatsspruch für den Juli stellt sich mir immer wieder die Frage: Wie kann es sein, dass der überwiegende Teil des deutschen Volkes (mit wenigen Ausnahmen) ohne Skrupel dem Bösen gefolgt ist? 

„Das Böse“ in seinen Anfängen und in seiner Kleinteiligkeit zu erkennen, ist nicht immer einfach. Wie oft kleidet sich das Böse in einen vermeintlichen Mantel des Guten. 

Hannah Arendt hat den (nicht unumstrittenen) Begriff von der „Banalität des Bösen“ geprägt. Und vermutlich steckt in uns allen das Potenzial, dass wir zum „Wolf im Schafspelz“ werden. 

In unseren Zeiten ist es durch die Verbreitung von ”Fake News” nicht einfacher geworden, Gut und Böse oder wahr und unwahr sauber zu scheiden. In den seriösen Medienanstalten sind Mitarbeitende inzwischen rund um die Uhr damit beschäftigt, Nachrichten und Bilder auf ihre Echtheit hin zu überprüfen, um überhaupt eine verlässliche Grundlage zu haben, Gutes und Böses wahrzunehmen. 

Allen diesen Schwierigkeiten zum Trotz bleibt uns aber die Möglichkeit, aus bereits gemachten Erfahrungen mit dem Bösen zu lernen: Wir sind als deutsches Volk schon einmal verführt worden, dem Weg zum Bösen zu folgen. Wenn wir uns an diesen Teil der deutschen Geschichte erinnern – wie z.B. auf der Gedenkstättenfahrt geschehen (oder wo auch immer) – dann wird es dazu beitragen, aufmerksam-sensibel für das Aufkeimen von Bösem zu sein. 

In diesem Sinne ist der Monatsspruch dringender Appell an uns alle! Gerade in unserer aktuellen Zeit. Denn wir sind als Christinnen und Christen ja nicht vor dem Bösen gefeit. Wir sind keine besseren Menschen! Sondern allenfalls solche, die aus den Erfahrungen mit dem Bösen um ihre Vergebungsbedürftigkeit wissen. Und wenn wir dann noch daraus lernten, wäre viel gewonnen! 

Ihr Björn-Christoph Sellin-Reschke

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