25/01/2025 0 Kommentare
"Sonnengesang": Ökumenisches Klimagebet
"Sonnengesang": Ökumenisches Klimagebet
Hier kommt die Einladung der Ökumenischen Initiative Lichterfelde-West zum 1. Klimagebet im Neuen Jahr - von Michael Börgers:
Liebe Mitwirkende und Interessierte an den Ökumenischen Klimagebeten,
wir laden herzlich ein zum ersten Klimagebet (online) im neuen Jahr.
Der Zugang zum Online – Klimagebet ist weiterhin über den folgenden Link möglich: https://zoom.us/j/92055458883?...
Das Anklicken des Links genügt in der Regel. Hier noch Meeting-ID und Kenncode, sollten Sie diese Angaben ausnahmsweise doch benötigen:
Meeting-ID: 920 5545 8883 Kenncode: 849811
Mit zunehmendem Lebensalter (das ist meine, ganz bestimmt nicht verallgemeinerungsfähige Erfahrung) verliert der durch den Neujahrstag markierte Neuanfang an Bedeutung. Und eigentlich ist es ja wirklich völlig willkürlich, dassausgerechnet dieser Tag eine so besondere Bedeutung als Tag eines „Neuanfangs“ haben soll. Diese nüchterne Einsicht lässt sich aber natürlich auch anders wenden: Jeder Tag, und jeder Augenblick jeden einzelnen Tages kann ein Neuanfang sein. Es kommt nicht auf ein bestimmtes Datum, auf eine bestimmte Uhrzeit an, und es läuft kein Countdown auf einen objektiv bestimmbaren „Anfangspunkt“ zu. Wenn ich mich von dem Neujahrstag löse und mich danach befrage, was mir der Gedanke des Neuanfangs an sich – unabhängig vom Datum – bedeutet, stelle ich fest, dass dieser Gedanke für mich an Faszination nicht verliert, sondern eher noch gewinnt. Auch das erste Klimagebet des neuen Jahres wird dem Thema des Neuanfangs gewidmet sein.
Der unerlässliche erste Schritt für jeden Neuanfang dürfte darin bestehen, eine gedankliche Kehrtwende zu vollziehen. Sie ist vielleicht – im Wortsinn – heute notwendiger als je. Ein herausragender Text, der eine solche gedankliche Kehrtwende beschreibt, feiert in diesem Winter seinen 800. Geburtstag: Der Sonnengesang des Franz von Assisi. Der Text ist bis heute sehr populär; er ist Grundlage eines Kinder-Kirchenliedes und sogar zu einem „Ballermann“ – Hit „verarbeitet“ worden. Aber in Wirklichkeit ist er genauso wenig harmlos- gemütlich wie sein Autor. Er stellt im Gegenteil eigentlich eine Provokation dar – und dies vielleicht niemals so sehr wie heute. Denn Franz von Assisi stellt ja mit seinem Sonnengesang – und mehr noch mit seinem ganzen Leben – radikal das anthropozentische Weltbild in Frage, das sich – ob zurecht oder nicht – maßgeblich (jedenfalls auch) aus dem 1. Schöpfungsbericht mit der fatalen Aufforderung herleitet, sich die Erde „untertan“ zu machen. Und es lässt sich kaum bestreiten, dass dieses Weltbild zu der radikalen Ausbeutung von Mensch und Natur geführt hat, die uns jetzt mehr und mehr selbst zum Verhängnis wird, und aus der wir keinen Ausweg zu finden scheinen. Das Klimagebet hat uns in den letzten Jahren immer wieder zu Franz von Assisi und zu seinem Sonnengesang geführt. Es ist jedes Mal Anlass auch zu einer kritischen Selbstbefragung: Reicht es, an dem einen oder anderen „Schräubchen“ zu drehen? Müsste die Kehrwende – sowohl im Hinblick auf unseren „Fußabdruck“, als auch im Hinblick auf unseren „Handabdruck“ – nicht viel grundlegender sein? Solche Fragen sind unangenehm, und ich empfinde sie häufig als einen „Stachel im Fleisch“. Aber sie sind vielleicht auch so etwas wie ein notwendiger Antrieb, um es sich nicht nur einfach bequem zu machen in der eigenen Nische – und sich eben auch nicht selbst mit dem wohligen Gefühl zufrieden zu geben, irgendwie schon auf der „richtigen Seite“ zu stehen.
Gerade in diesem Augenblick lese ich den Satz von Martin Luther (bezogen auf das Magnificat): „Dieser Glaube lebt und bewegt sich. Er dringt durch und ändert den ganzen Menschen.“ Das – finde ich – ist ein schöner Wunsch für einen Neuanfang. In diesem Sinne: Alles Gute zum neuen Jahr!
Herzliche Grüße
Michael Börgers
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