20/12/2024 0 Kommentare
„Prüfet alles und behaltet das Gute“: Zur Jahreslosung 2025
„Prüfet alles und behaltet das Gute“: Zur Jahreslosung 2025
# Monatsspruch
„Prüfet alles und behaltet das Gute“: Zur Jahreslosung 2025
Prüfen ist anstrengend und braucht Zeit. Zeit, die wir nicht haben – so jedenfalls empfinden es viele. Dennoch lohnt es sich, sich manchmal Zeit zu lassen.
Schwerwiegende Entscheidungen sollten gut überlegt sein. Nicht nur für Partnerschaften gilt der Rat „darum prüfe, wer sich ewig bindet“. Auch wenn Ehen oder Verpartnerungen heute oft nicht lebenslang halten – auf Dauer angelegt sind sie schon. Und die meisten von uns haben wohl erlebt, dass erste Verliebtheit den Niederungen des Alltags oft nicht standhält.
Auf den Prüfstand gehören also nicht nur Autos und (landwirtschaftliche) Maschinen beim TÜV, sondern immer wieder auch wichtige Lebensentscheidungen. Welche Schule oder Schulart ist die richtige? Welcher Beruf oder Ausbildung passt zu mir? Was kann und will ich glauben? …
Für alles gibt es eine riesige Auswahl. Und unsere Entscheidung bedeutet eine Weichenstellung für viele Jahre.
Darum lohnt es sich, sorgfältig abzuwägen was zu mir, meiner Lebenssituation und dieser Zeit passt. Leider lässt sich nicht alles überall sofort umsetzen. Äußere Umstände begünstigen oder hemmen. Kann und will ich sie so verändern, dass sie meine Wunschentscheidung ermöglichen? Oder muss ich mich – vielleicht nur vorerst – damit abfinden und anders orientieren? Was ist das Gute? Nicht nur für mich persönlich, sondern auch für mein engstes Umfeld, Kinder, Eltern, Partner/innen? Was ist das Gute für den Ortsverband oder die Kirchengemeinde? Für unser Dorf/Stadt, Land, die ganze Welt?
„Prüfet alles und behaltet das Gute“ rät der 1. Brief an die Thessalonicher seinen Adressaten. Was heißt das konkret? Die junge Gemeinde damals war wohl ähnlich ratlos wie wir heute. Auch in ihrer Welt konkurrierten verschiedenste Religionen und Weltanschauungen miteinander. Es war nicht leicht, den Glauben zu leben – so wie heute. Was sollte die Gemeinde festhalten? Wie ihren Glauben immer neu bewähren?
Hilfreich ist die Frage „wie hätte Jesus in dieser oder jener Situation gehandelt oder entschieden?“. Ich denke, auf jeden Fall mit liebevollem Blick für jeden einzelnen Menschen. Und im Sinne der Gerechtigkeit für alle. Was das aber im Einzelnen sein könnte, gilt es jeweils selbst herauszufinden. Anstrengend. Und sehr verantwortungsvoll.
Geht es nicht auch einfacher? So einfach, wie Werbung, Influencerinnen und Mainstream uns verheißen? Nein, das geht es nicht! Der schmale Weg führt zum Ziel, nicht der ausgetretene breite, sagt Jesus. Tröstlich dabei ist: wir sind nicht alleine unterwegs!
Denn Jesus hat uns seinen Geist zugesagt – nicht nur den Jünger/innen einst zu Pfingsten, sondern allen, die in seinem Sinn zu leben und ihm nachzufolgen versuchen. Und wir alle haben auch einen inneren Kompass, der uns die Richtung weisen kann. Möglicherweise wirkt Gottes Geistkraft auch durch ihn in uns.
Darum lohnt es sich, sein Leben immer wieder zu überprüfen: Die Einstellungen, Lebensentscheidungen und Ausrichtung zu hinterfragen, auch unsere Hobbies und unseren Alltag. Passt all das (noch) zu mir? Passt es zu dem, wozu Gott mich berufen und befähigt hat? Zu meinen Begabungen und Fähigkeiten? Das steht dann wie beim TÜV auf dem Prüfstand. Dort erweist es sich dann als gut, verbesserungsbedürftig, reparaturbedürftig oder als untauglich.
Eine Berufsentscheidung z.B. ist veränderbar. Man kann sich umorientieren und neu starten, auch im fortgeschrittenen Alter. Im Glauben kann ein neuer Blick alles verändern, meine Sicht sich weiten, ich kann Gott und mich selbst neu entdecken. Vielleicht sehe ich jetzt im Abstand zu schweren Zeiten, dass Gott mich damals bewahrt hatte, in und trotz allem Schlimmen. Vielleicht darf ich nun wahrnehmen, dass Gott mich durch die düstersten Zeiten durchgetragen hatte, ohne dass ich das damals so empfunden hätte.
Aus solcher Erkenntnis kann Hoffnung wachsen, wo wir nur Verlust sehen. Hoffnung, die uns hilft, künftig Schweres leichter zu ertragen. Hoffnung, die Halt gibt in aller Unsicherheit. Hoffnung, die uns im neuen neue Jahr begleiten kann - was immer es uns auch bringen wird.
Sabine Ost, Pfarrerin i.R.
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