Wir, ehrenamtliche Frauen und Männer im Besuchsdienst, sind jede Woche im Einsatz: wir besuchen regelmäßig unsere „Schützlinge“ und wollen hier einige Einblicke in unser Tun geben. 

Heute ein Bericht unserer langjährigen Besucherin Ute Rab:

Mein Name ist Ute Rab. Ich gehöre zum Besuchsdienst in der Paulus-Gemeinde und möchte kurz von meinen Einsätzen berichten.

Ab August 2009 habe ich eine 95-jährige Seniorin in der Bahnhofstraße besucht. Als ich sie kennenlernte, war sie kurz vorher, nach dem Tod ihres Mannes, von Steglitz in das Seniorenheim gezogen. Sie konnte sich dort schlecht einleben und äußerte öfters den Wunsch, in ihre Wohnung zurückkehren zu können. Da die Verbindung zu ihren Verwandten durch Zerwürfnis abgebrochen war, sie auch kaum Besuch bekam, war ich ihre Kontaktperson zur Außenwelt. Da die Einrichtung über einen Garten verfügte, konnte ich sie bei meinen wöchentlichen Besuchen nach draußen fahren. 

Ich las der wortkargen Seniorin Steglitzer Neuigkeiten aus der Tagespresse vor, wir spielten Domino oder bastelten mit Filz, Papier oder Welle. Wir hatten viel Spaß, und sie freute sich besonders, wenn sie bei „Mensch ärgere dich nicht“ gewonnen hatte. Mit zunehmendem Alter wurde sie bettlägerig. Eine Unterhaltung war kaum noch möglich. Eine große Freude war für sie, wenn ich ihr ein Fruchtjoghurt fütterte und dabei ihr einiges erzählte, da ein Dialog kaum noch möglich war. Wenn sie zustimmte, las ich ihr einen Psalm Vers oder eine Liedstrophe vor, ehe ich sie verließ.
Nach neun Jahren Betreuung starb sie 2018 mit 104 Jahren. Ich konnte mich bei ihrer Beisetzung verabschieden, wobei ich einige ihrer Verwandten traf.

Nach kurzer Pause besuchte ich in den folgenden Jahren noch drei weitere Seniorinnen in heimischem Milieu oder in Senioreneinrichtungen mit unterschiedlicher Betreuungsgüte.

Ute Rab