500 Jahre EG: "Himmels Au, licht und blau"

500 Jahre EG: "Himmels Au, licht und blau"

500 Jahre EG: "Himmels Au, licht und blau"

# Musik bei Paulus

500 Jahre EG: "Himmels Au, licht und blau"

Für die Sommermonate Juli und August hat unsere Kantorin im Rahmen des Jubiläums des Evangelischen Gesangbuches wieder ein Lied interpretiert:

"Himmels Au, licht und blau", EG 507

Autor und Komponist des Schöpfungsliedes Himmels Au, licht und blau sind unbekannt. Das EG gibt lediglich Ort und Jahr an: Demnach wurde der Text 1767 in Dresden verfasst, die Melodie erst 1847, also 80 Jahre später in Luxemburg. Das Lied steht also epochal gesehen zwischen Aufklärung und Romantik, und tatsächlich zeigt es Charakteristika der Kirchenlieder aus jener Zeit. 

Im späteren 18. Jahrhundert führten Aufklärung und Rationalismus zu einer Distanzierung von der Kirche mit ihren verstandesmäßig nicht nachvollziehbaren Dogmen und dem prinzipiell negativen Menschenbild des Sünders. Der moralische und erzieherische Aspekt rückte nun in den Vordergrund und brachte neue Themen hervor wie die Bewahrung der Schöpfung. So entstanden zahlreiche Kirchenlieder, die die Natur bzw. Gott in der Natur besingen. In Gesangbüchern aus jener Zeit finden sich Rubriken wie Von den Pflichten in Absicht auf die Tiere und Pflanzen, die ein frühes Umweltbewusstsein mit dem moralischen Aspekt verbinden. 

Text und Melodie von Himmels Au sind so schlicht gehalten, dass man es als Kinder- oder Volkslied bezeichnen kann. Und tatsächlich gehörte zu Aufklärung und Romantik ja auch eine neue Sicht auf das Kind und seine Bedürfnisse genauso wie ein neu erwachtes Interesse am Volkslied. Und so fanden nicht wenige Kinder- und Volkslieder Eingang in das EG.

In Himmels Au wird die unfassbare Größe und Vielfalt der Schöpfung durch die Worte "zählen" und "Zahl" mit dem Lob des Schöpfers verknüpft: "...wieviel zählst du Sternlein / Stäublein / Gräslein...? Ohne Zahl, sovielmal soll mein Gott gelobet sein." Die Ähnlichkeit mit Weißt du, wieviel Sternlein von Wilhelm Hey aus dem Jahr 1837 ist unübersehbar. Auch hier wird die rhetorische Frage nach der Zählbarkeit der Sterne, Wolken, Mücklein und Fischlein mit dem Verweis auf den allmächtigen Schöpfer beantwortet. Dass der große und gütige Gott zählen kann, was wir Menschen niemals zählen können, lässt uns getrost und geborgen sein. 

Möglich, dass Hey das ältere Himmels Au kannte und als Vorlage verwendete. Auch die Melodie ist ähnlich: ein schlichtes Wiegenlied von sehr geringem Tonumfang. Allerdings war es hier möglicherweise umgekehrt: Die Volksliedmelodie um 1818, auf die Weißt du, wieviel Sternlein gesungen wird, könnte als Vorlage für Himmels Au gedient haben.  

 Dr. Cordelia Miller, Kantorin 

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